Eurofighter-Diplomatie und die Debatte um das „Türkische Jahrhundert: Übernehmen türkischstämmige Führungskräfte eine globale Rolle?

Politiker türkischer Herkunft wie Serap Güler in Deutschland und Rustem Umerov in der Ukraine stärken mit ihrer Arbeit eine internationale Strategie, die die „Türkisches Jahrhundert“-Vision unterstützt.

Eurofighter-Diplomatie und die Debatte um das „Türkische Jahrhundert: Übernehmen türkischstämmige Führungskräfte eine globale Rolle?

Eurofighter-Diplomatie und die Debatte um das „Türkische Jahrhundert“: Übernehmen türkischstämmige Führungskräfte eine globale Rolle?

YUSUF İNAN / YEREL GÜNDEM / BERLIN

Symbolische Bedeutung der Gespräche in Berlin

Ein bemerkenswertes Detail fiel bei Präsident Recep Tayyip Erdoğans diplomatischer Initiative zum Kauf von Eurofighter-Kampfflugzeugen aus Deutschland ins Auge: Sein außen- und sicherheitspolitischer Chefberater Akif Çağatay Kılıç traf in Berlin die deutsche Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler — eine Tochter türkischer Gastarbeiter, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und nun eine Spitzenposition in der Bundesregierung innehat. Dies hat nicht nur einen symbolischen Wert, sondern auch strategische Bedeutung.

Während seines Besuchs traf Kılıç außerdem den Parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium Nils Schmid sowie den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Armin Laschet. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie sowie aktuelle Fragen rund um die türkische Community in Deutschland. Doch gerade die Teilnahme von Serap Güler wirft die Frage auf, ob die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland in eine neue Phase eintreten könnten.

„Türkisches Jahrhundert“: Eine neue globale Perspektive?

In den letzten Jahren ist die Zahl türkischstämmiger oder türkischsprachiger Politiker, Diplomaten und hochrangiger Beamter nicht nur in Deutschland, sondern auch im Vereinigten Königreich und in der Ukraine deutlich gestiegen. Beispiele wie der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerov, der iranische Präsident Masoud Pezeshkian, der aus dem Osmanischen Reich stammende ehemalige britische Premierminister Boris Johnson oder rund 20 türkischstämmige Bundestags- und Landespolitiker in Deutschland — und nicht zuletzt Thomas Barrack, der osmanischstämmige US-Botschafter in Ankara — verdeutlichen dies eindrucksvoll. All diese Entwicklungen stützen Ankaras Vision eines sogenannten „Türkischen Jahrhunderts“ auf internationaler Bühne.

Dieser Trend darf nicht nur als Erfolg der Diaspora betrachtet werden, sondern auch als Ausdruck des wachsenden Einflusses der türkischen Soft Power. Die Tatsache, dass Millionen türkischstämmiger Menschen zunehmend politische, wirtschaftliche und diplomatische Schlüsselpositionen einnehmen, kann für Ankara einen erheblichen strategischen Vorteil bedeuten.

Beitragspotenzial für Frieden und Demokratie

Der Aufstieg Serap Gülers, einer Frau mit Migrationshintergrund, zur Staatsministerin im Auswärtigen Amt stellt eine starke Erfolgsgeschichte für Menschen türkischer Herkunft dar. Ebenso erleichtert Verteidigungsminister Umerov, der krimtatarische Wurzeln hat und fließend Türkisch spricht, die strategische Annäherung zwischen der Türkei und der Ukraine.

Solche Profile zeigen, dass türkischstämmige Akteure nicht nur ihr Herkunftsland vertreten, sondern auch einen wertvollen Beitrag zu Frieden, Demokratie und Menschenrechten in ihren neuen Heimatländern leisten können. Damit vereinen sie Integration mit dem Einsatz für universelle Werte.

Türkischer Einfluss in der globalen Politik

Beispiele aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, der Ukraine und sogar aus dem Iran verdeutlichen, dass die „türkische Welt“ stärkere Verbindungen zu westlichen Demokratien, Europa und dem eurasischen Raum knüpft. Die türkische Diplomatie, unterstützt durch Politiker mit Diaspora-Hintergrund, entwickelt sich so zu einem multidimensionalen, internationalen Netzwerk.

Fachleute gehen davon aus, dass dieser Trend nicht nur die politische Repräsentanz der türkischen Diaspora in den kommenden Jahren steigern wird, sondern auch dazu beitragen kann, dass die Türkei in Bereichen wie Verteidigungsindustrie, Handel, Kulturdiplomatie und Krisenmanagement durch mehrsprachige und multikulturelle Vertreter eine noch effektivere Rolle auf der globalen Bühne spielen wird.

Ein strategischer Vorteil?

In diesem Zusammenhang bietet die Tatsache, dass Serap Güler beim Eurofighter-Projekt eine deutsche Ansprechpartnerin war, eine strategische Chance über die bloße Symbolik hinaus. Gespräche zwischen Partnern, die ähnliche Sprache und kulturelle Codes teilen, können Missverständnisse minimieren und Verhandlungen beschleunigen.

Letztlich könnte die wachsende Rolle türkischstämmiger oder türkischsprachiger Politiker in Deutschland, der Ukraine oder dem Vereinigten Königreich einen wichtigen Bestandteil einer „Türkisches Jahrhundert“-Vision darstellen — in einer Zeit, in der sich die globalen Kräfteverhältnisse neu ordnen. Wenn es der Türkei gelingt, dieses Netzwerk klug zu nutzen, kann sie nicht nur ihre eigenen Interessen wahren, sondern auch als Stabilitätsfaktor zur Förderung von Frieden und Sicherheit weltweit auftreten.

www.yerelgundem.com